Pfarrkirche St. Ulrich

218942789[50583].jpg

Geschichte

Nach ersten Anfängen in römischer Zeit wird es wohl die vom Salzburger Bischof Virgil im ausgehenden 8. Jahrhundert angestoßene Slawenmission gewesen sein, die zum Ausgangspunkt für eine dauerhafte Christianisierung der Bevölkerung des Lungaus wurde. Zum kirchlichen Mittelpunkt der Gegend wurde Mariapfarr, das als Mutterpfarre auch das heutige Gemeindegebiet von Unternberg beinahe in seiner Gänze umfasste.

Mit der fortschreitenden Festigung der kirchlichen Organisation ging ein schrittweiser Ausbau der entsprechenden Infrastruktur einher. Neben den Pfarrkirchen entstanden, vor allem zur besseren Betreuung entfernter gelegener Ortschaften, sogenannte Filialkirchen. Diese wurden vorerst excurrendo von den am Pfarrsitz in größerer Zahl wohnenden Geistlichen betreut und wiesen zumeist ein deutlich eingeschränktes gottesdienstliches Angebot auf.

Die geschilderte Entwicklung trifft auch für Unternberg zu. Bedauerlicherweise fehlen aber für die Zeit vor dem 15. Jahrhundert entsprechende Quellen, die eine genauere Angabe über die Ursprünge der Kirche ermöglichen könnten.

In den Dreißigerjahren des 15. Jahrhunderts dürfte die Gebetsstätte bereits bestanden haben. Zum einen befindet sich noch heute im Turm der Pfarrkirche eine Glocke aus dem Jahr 1431, während zum anderen eine erhaltene Statue des Heiligen Ulrich in das zweite Viertel des 15. Jahrhunderts datiert wird. 1465 folgte eine erste nachweisbare Stiftung für Unternberg, deren Details sich jedoch unserer Kenntnis entziehen. Ihre erste ausdrückliche Erwähnung fand die Kirche zum Heiligen Ulrich freilich erst in einem Kirchenregister aus dem Jahr 1523. Damals bestand noch kein Friedhof, der wird erst 1613 erstmals genannt.

Nicht zuletzt als Folge der auch in Unternberg spürbaren konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts brachte vor allem das 17., aber auch noch das beginnende 18. Jahrhundert im Lungau einen deutlichen Ausbau der kirchlichen Organisation mit sich. Durch die Errichtung von Vikariaten und Exposituren gelang es in diesem Zeitraum, an den einzelnen Filialkirchen eigene Geistliche vor Ort zu erhalten.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass es auch in Unternberg zu dem Bestreben kam, einen eigenen Geistlichen im Ort haben zu wollen. Bislang erfolgte die geistliche Betreuung excurrendo von Mariapfarr aus. Vor allem der dortige Kooperator hatte die priesterlichen Aufgaben in Unternberg vorzunehmen.

Nach ersten gescheiterten Versuchen war es der Tamsweg Archidiakonalkommissär Sebastian Schallhammer, der 1749 die Summe von 5.000 Gulden für die Errichtung eines Vikariats in Unternberg zur Verfügung stellte und derart als dessen Stifter auftrat. Erzbischof Andreas Jakob Graf Dietrichstein unterzeichnete am 7. Dezember 1750 die Stiftungsurkunde zur Schaffung eines Vikariats in Unternberg. Mit der Fertigstellung des Vikarhauses konnte der Priester Philipp Anton Mayr am 17. Oktober 1751 offiziell seinen Dienst als erster Vikar in Unternberg antreten. Damit hatte Unternberg, wenn auch als letzter Ort im Lungau, einen eigenen Seelsorger erhalten.

Der territoriale Umfang des neuen Vikariats umfasste die südlichsten Teile der Pfarre Mariapfarr und entsprach in etwa dem heutigen Gemeindegebiet, wobei es vor allem an der südwestlichen Grenze noch zu Bereinigungen kam. Dabei gelangten die beiden Häuser Pichlbauer und Veit 1793 von St. Michael zu Unternberg. Umgekehrt verlor das Vikariat Unternberg im selben Jahr seine ursprüngliche Zuständigkeit für Pichlern an St. Margarethen. Anlässlich der Pfarrerhebung sollte 1813 der Seelsorgsbezirk dahingehend erweitert werden, dass Mitterberg und Teile Pischelsdorfs an Unternberg fallen sollten. Umgesetzt wurde beides vorerst aber nicht. Pischelsdorf blieb bis 1824 kirchlich geteilt. Der Großteil der Häuser gehörte nämlich seit der Gründung des Vikariats zu Unternberg, während die drei Häuser Mayr, Esser und Trinker bis 1793 St. Michael unterstellt waren, als sie von dort nach St. Margarethen wechselten. Erst 1824 wurde Pischelsdorf in seiner Gänze zum einem Teil des Unternberger Pfarrgebietes. 1825 von Unternberg aus unternommene Bestrebungen, die bereits 1813 am Mitterberg vorgesehene Grenzveränderung nun tatsächlich umzusetzen und die sechs Höfe Stocker, Pauln, Gruber, Fuchs, Friml und Kreil Unternberg zuzuschlagen, scheiterten hingegen vorerst. Die entsprechende Umpfarrung an der nördlichen Grenze des Seelsorgsbezirkes konnte daher erst 2018 durchgeführt werden. Die politische Zugehörigkeit der Häuser am Mitterberg zur Gemeinde Mariapfarr blieb davon freilich unberührt.

Ungleich einfacher als die langwierigen Bemühungen um den Erhalt eines Vikars gestaltete sich einige Jahrzehnte später die Erhebung zur Pfarre. König Maximilian I. Joseph von Bayern sorgte während der bayrischen Besetzung Salzburgs durch sein Reskript vom 9. Jänner 1813 ohne großes Aufheben für die endgültige Eigenständigkeit des Unternberger Seelsorgsbezirkes.

Neben den allgemeinen Herausforderungen der Zeit lag der kirchengeschichtliche Schwerpunkt im 20. Jahrhundert auf dem langen Weg zum Neubau der Pfarrkirche, der schließlich 1978/79 erfolgte. Einen markanten Einschnitt stellte zudem der plötzliche Tod Pfarrer Johann Stuhlers am 22. August 1992 dar. Nach knapp 250 Jahren war es in der Folge nicht mehr möglich, Unternberg wieder mit einem eigenen Geistlichen vor Ort zu besetzen. Die seelsorgliche Betreuung der Pfarre erfolgte daher von da an wieder excurrendo, wobei im Unterschied zu den Jahren vor 1750 die rechtliche Eigenständigkeit des Seelsorgsbezirkes bislang uneingeschränkt erhalten blieb.

Schließlich kam es im Zuge der territorialen Neuordnung der Erzdiözese Salzburg mit Rechtswirksamkeit vom 1. Jänner 2009 zur Umschreibung von Pfarrverbänden. Die Pfarre Unternberg bildet dabei mit den Pfarren Tamsweg, Ramingstein, Lessach, Thomatal und Seetal einen solchen Pfarrverband.

 

Baugeschichte

Auf die Schwierigkeit, die Ursprünge der Pfarrkirche Unternberg zeitlich näher bestimmen zu können, wurde bereits verwiesen. Spätestens im Laufe des 15. Jahrhunderts muss es aber an der Stelle der heutigen Kirche ein Gotteshaus gegeben haben.

Über dessen Größe und Ausstattung lassen sich nur vage Angaben machen. Jedenfalls dürfte es sich um einen nicht allzu großen Bau gehandelt haben, zu dem in jedem Fall auch ein Turm gehörte. Der war als Holzkonstruktion ausgeführt und befand sich im Bereich des Altarraumes. Von der Ausstattung hat sich neben der Glocke eine gotische Figur des Kirchenpatrons, des Heiligen Ulrich, erhalten, die den Hochaltar geziert haben dürfte.

Darüber hinaus kam es in unbekannter Zeit zur Errichtung eines weiteren Altars, der den 14 Nothelfern gewidmet war. 1613 verfügte die Kirche jedenfalls bereits über zwei Altäre.

Das Jahr 1681 brachte größere bauliche Veränderungen mit sich. Die Kirche wurde deutlich verlängert und die Mauern auf eine einheitliche Bauhöhe gebracht. Der hölzerne Turm war baufällig geworden und wurde abgetragen. An seine Stelle trat nun ein gemauerter Turm, der jetzt an der Westseite des Gotteshauses positioniert wurde, ohne allerdings aus der Fassade der Kirche hervorzuspringen.

Kleinere Maßnahmen gelangten 1731 zur Umsetzung. Erstmals wurde ein zweiter Seitenaltar errichtet und unter das Patronat des Heiligen Johannes Nepomuk gestellt.

Nur sieben Jahre danach wurde die Kirche neuerlich verändert. Jetzt entstand der kleeblattförmige Drei-Konchen-Chor des Presbyteriums. Zusätzlich wurde der bislang bestehende Seitenaltar zu den 14 Nothelfern durch einen neuen Altar ersetzt, der allerdings nun der Gottesmutter Maria gewidmet wurde. Die unter einem Dach vereinten Bauteile der Sakristei, des Presbyteriums und des Kirchenschiffs ließen die Kirche in ihrem Erscheinungsbild auffallend lang werden. Die Empore erstreckte sich beinahe über die Hälfte des Langhauses, was für den Eindruck des Innenraumes nicht unbedingt vorteilhaft war.

Die weiteren Veränderungen betrafen vor allem die Erneuerung und Renovierung der Innenausstattung, die sich in vielen Teilen im heutigen Altbau erhalten hat. Noch aus dem 17. Jahrhundert stammen die Figuren der beiden Diözesanpatrone Rupert und Virgil, die sich heute an den Seitenwänden des ursprünglichen Presbyteriums befinden. Der Hochaltar erhielt seine Fassung im Jahr 1746, obgleich das Bild, das den Heiligen Ulrich in der Glorie zeigt, wohl erst etwas später hinzukam. Zwischen den Säulen des Hochaltars stehen innen die Figuren von vier Aposteln, innen Petrus und Paulus, außen Johannes und Philippus. Die beiden Seitenaltäre aus den Jahren 1731 und 1738 bieten einen einheitlichen Aufbau. Der auf der nördlichen Seite zeigt das Gnadenbild von Maria Plain bei Salzburg, ein Werk des Salzburger Malers Joseph Jaud aus dem Jahr 1861, sowie im Auszug eine Darstellung der 14 Nothelfer, offensichtlich eine Anspielung auf den Vorgängeraltar. Der südliche Seitenaltar weist noch das ursprüngliche Altarbild des Salzburger Hofmalers Jakob Zanusi aus dem Jahr 1731 auf, das den Heiligen Johannes Nepomuk abbildet.

Für das Jahr 1912 lassen sich dann erstmals konkrete Schritte hin auf einen Um- oder Neubau der Pfarrkirche belegen. In diesem Jahr gründete sich ein Kirchenbauverein. Trotzdem scheint die Sache nicht recht in Schwung gekommen zu sein.

Daher versuchte Pfarrer Rudolf Neumann 1917 das Unternehmen mit neuem Nachdruck zu betreiben.

Die schwierigen Verhältnisse in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg mögen das Ihre dazu beigetragen haben, dass die Entwicklung neuerlich einen anderen Verlauf nahm. Um die Kriegsverluste auszugleichen, ließ die Pfarre 1922 von der Firma Ulrich & Weule in Apolda vier neue Eisenhartgussglocken gießen. Da der bestehende Kirchturm aus statischen Gründen das neue Geläute nicht aufnehmen konnte und ein Neubau des Turmes finanziell nicht zu bewerkstelligen war, errichtete man 1923 im Bereich des Friedhofes eine hölzerne Behelfskonstruktion, die vorübergehend das Geläute aufnehmen sollte.

Als nächster Schritt erfolgte 1930, noch immer unter Pfarrer Neumann, die Wiederaufnahme der Pläne für einen Neubau der Kirche. Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten zwangen letztlich dazu, den Gedanken an einen völligen Neubau wieder fallen zu lassen. Das von kirchlichen und staatlichen Stellen 1932 letztlich favorisierte Konzept Strohmayers sah daher vor, das Presbyterium und die Sakristei zu erhalten. Das Kirchenschiff sollte neu errichtet werden und dabei durch die Halbierung der Mauerstärke zusätzlicher Innenraum gewonnen werden. An der Südseite der Kirche war die Errichtung eines neuen Kirchturmes vorgesehen.

Obwohl Pfarrer Rudolf Neumann 1938 angesichts fortgeschrittener Baumängel auf den dringend gegebenen Handlungsbedarf verwies, verzögerten die folgenden Kriegsjahre alle weiteren Maßnahmen.

Offensichtlich sah man danach vorerst in der alleinigen Errichtung eines neuen Kirchturms ein leichter erreichbares Zwischenziel. Nach Plänen des Architekten Otto Prossinger kam es daher in den Jahren 1949 bis 1951 an der Nordseite des Presbyteriums zum Bau eines neuen Turms. Zum Spatenstich weilte sogar der damalige Bundeskanzler Leopold Figl in Unternberg. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten verfügte die Kirche in der Folge für dreizehn Jahre über zwei Türme, da der alte Westturm erst 1964 abgetragen wurde.

Wieder mehr als ein Jahrzehnt später fiel 1975 die endgültige Entscheidung für einen weitgehenden Neubau der Kirche. Das Bundesdenkmalamt verfügte, wie bereits mehr als vier Jahrzehnte vorher im Konzept Strohmayers angedacht, den Erhalt des Presbyteriums und der Sakristei. 1977 erfuhr der Plan des Architekten Heinz Tesar die Bewilligung durch die zuständigen kirchlichen und staatlichen Behörden. In den Jahren 1978/79 wurde daher das alte Kirchenschiff diagonal angeschnitten, teilweise abgetragen und in einen quadratischen Raum umgestaltet. Am Übergang zum Altbau, der gegebenenfalls mittels einer großen Schiebetüre abgetrennt werden kann, wurde der Zelebrationsaltar positioniert. Die Kirchenbänke wurden in drei Blöcken auf den Altar hin ausgerichtet. Zur künstlerischen Ausgestaltung des Neubaus war ursprünglich ein großflächiges, aber abstraktes Bild des Künstlers Wolfgang Hollegha mit dem Titel „Freude, Licht und Hoffnung“ vorgesehen. Die dadurch hervorgerufenen äußerst widersprüchlichen Reaktionen in der Bevölkerung führten jedoch dazu, dass das Bild bereits kurz nach der Einweihung der Kirche wieder abgenommen und nach Salzburg abgegeben wurde. An seiner Stelle wurde 1984 ein aus dem 12. Jahrhundert stammendes romanisches Kreuz angebracht, eine Leihgabe des Prodingerbauern in Tamsweg. Mit Baukosten von 10,6 Millionen Schilling konnte die umgebaute Kirche am 1. Juli 1979 von Erzbischof DDr. Karl Berg eingeweiht werden.

 

Nebengebäude

In unmittelbarer Umgebung der Pfarrkirche finden sich zwei weitere kirchliche Gebäude:
Südlich der Pfarrkirche steht im Zugangsbereich des Friedhofes die Allerseelenkapelle, di
e auf eine Initiative des Wirtes Paul Kocher erbaut und 1762 benediziert wurde.
Der östlich der Kirche gelegene Pfarrhof wurde unmittelbar nach der Errichtung des Vikariats im Jahr 1750 erbaut.

Die Kapelle in Schloss Moosham, die von 1764 bis 1790 über einen eigenen Schlosskaplan verfügte, befindet sich in Privatbesitz. Regelmäßige Gottesdienste finden dort gegenwärtig nicht statt, womit diese in der Ortsgeschichte wichtige Stätte geistlichen Lebens heute bedauerlicherweise weitgehend brach liegt.