Geschichte
Nach ersten
Anfängen in römischer Zeit wird es wohl die vom Salzburger Bischof Virgil im
ausgehenden 8. Jahrhundert angestoßene Slawenmission gewesen sein, die zum
Ausgangspunkt für eine dauerhafte Christianisierung der Bevölkerung des Lungaus
wurde. Zum kirchlichen Mittelpunkt der Gegend wurde Mariapfarr, das als
Mutterpfarre auch das heutige Gemeindegebiet von Unternberg beinahe in seiner
Gänze umfasste.
Mit der
fortschreitenden Festigung der kirchlichen Organisation ging ein schrittweiser
Ausbau der entsprechenden Infrastruktur einher. Neben den Pfarrkirchen
entstanden, vor allem zur besseren Betreuung entfernter gelegener Ortschaften,
sogenannte Filialkirchen. Diese wurden vorerst excurrendo von den am Pfarrsitz
in größerer Zahl wohnenden Geistlichen betreut und wiesen zumeist ein deutlich
eingeschränktes gottesdienstliches Angebot auf.
Die geschilderte
Entwicklung trifft auch für Unternberg zu. Bedauerlicherweise fehlen aber für
die Zeit vor dem 15. Jahrhundert entsprechende Quellen, die eine genauere
Angabe über die Ursprünge der Kirche ermöglichen könnten.
In den
Dreißigerjahren des 15. Jahrhunderts dürfte die Gebetsstätte bereits bestanden
haben. Zum einen befindet sich noch heute im Turm der Pfarrkirche eine Glocke
aus dem Jahr 1431, während zum anderen eine erhaltene Statue des Heiligen
Ulrich in das zweite Viertel des 15. Jahrhunderts datiert wird. 1465 folgte
eine erste nachweisbare Stiftung für Unternberg, deren Details sich jedoch unserer
Kenntnis entziehen. Ihre erste ausdrückliche Erwähnung fand die Kirche zum Heiligen
Ulrich freilich erst in einem Kirchenregister aus dem Jahr 1523. Damals bestand
noch kein Friedhof, der wird erst 1613 erstmals genannt.
Nicht zuletzt
als Folge der auch in Unternberg spürbaren konfessionellen Auseinandersetzungen
des 16. Jahrhunderts brachte vor allem das 17., aber auch noch das beginnende
18. Jahrhundert im Lungau einen deutlichen Ausbau der kirchlichen Organisation
mit sich. Durch die Errichtung von Vikariaten und Exposituren gelang es in
diesem Zeitraum, an den einzelnen Filialkirchen eigene Geistliche vor Ort zu
erhalten.
Vor diesem
Hintergrund ist es verständlich, dass es auch in Unternberg zu dem Bestreben
kam, einen eigenen Geistlichen im Ort haben zu wollen. Bislang erfolgte die
geistliche Betreuung excurrendo von Mariapfarr aus. Vor allem der dortige
Kooperator hatte die priesterlichen Aufgaben in Unternberg vorzunehmen.
Nach ersten
gescheiterten Versuchen war es der Tamsweg Archidiakonalkommissär Sebastian Schallhammer,
der 1749 die Summe von 5.000 Gulden für die Errichtung eines Vikariats in Unternberg zur Verfügung stellte und derart als dessen Stifter auftrat. Erzbischof Andreas Jakob Graf Dietrichstein unterzeichnete
am 7. Dezember 1750 die Stiftungsurkunde zur Schaffung eines Vikariats in
Unternberg. Mit der Fertigstellung des Vikarhauses konnte der Priester Philipp
Anton Mayr am 17. Oktober 1751 offiziell seinen Dienst als erster Vikar in
Unternberg antreten. Damit hatte Unternberg, wenn auch als letzter Ort im
Lungau, einen eigenen Seelsorger erhalten.
Der territoriale
Umfang des neuen Vikariats umfasste die südlichsten Teile der Pfarre Mariapfarr
und entsprach in etwa dem heutigen Gemeindegebiet, wobei es vor allem an der
südwestlichen Grenze noch zu Bereinigungen kam. Dabei gelangten die beiden
Häuser Pichlbauer und Veit 1793 von St. Michael zu Unternberg. Umgekehrt verlor
das Vikariat Unternberg im selben Jahr seine ursprüngliche Zuständigkeit für
Pichlern an St. Margarethen. Anlässlich der Pfarrerhebung sollte 1813 der
Seelsorgsbezirk dahingehend erweitert werden, dass Mitterberg und Teile
Pischelsdorfs an Unternberg fallen sollten. Umgesetzt wurde beides vorerst aber
nicht. Pischelsdorf blieb bis 1824 kirchlich geteilt. Der Großteil der Häuser
gehörte nämlich seit der Gründung des Vikariats zu Unternberg, während die drei
Häuser Mayr, Esser und Trinker bis 1793 St. Michael unterstellt waren, als sie
von dort nach St. Margarethen wechselten. Erst 1824 wurde Pischelsdorf in
seiner Gänze zum einem Teil des Unternberger Pfarrgebietes. 1825 von Unternberg
aus unternommene Bestrebungen, die bereits 1813 am Mitterberg vorgesehene
Grenzveränderung nun tatsächlich umzusetzen und die sechs Höfe Stocker, Pauln,
Gruber, Fuchs, Friml und Kreil Unternberg zuzuschlagen, scheiterten hingegen
vorerst. Die entsprechende Umpfarrung an der nördlichen Grenze des Seelsorgsbezirkes
konnte daher erst 2018 durchgeführt werden. Die politische Zugehörigkeit der
Häuser am Mitterberg zur Gemeinde Mariapfarr blieb davon freilich unberührt.
Ungleich
einfacher als die langwierigen Bemühungen um den Erhalt eines Vikars gestaltete
sich einige Jahrzehnte später die Erhebung zur Pfarre. König Maximilian I.
Joseph von Bayern sorgte während der bayrischen Besetzung Salzburgs durch sein
Reskript vom 9. Jänner 1813 ohne großes Aufheben für die endgültige
Eigenständigkeit des Unternberger Seelsorgsbezirkes.
Neben den
allgemeinen Herausforderungen der Zeit lag der kirchengeschichtliche
Schwerpunkt im 20. Jahrhundert auf dem langen Weg zum Neubau der Pfarrkirche,
der schließlich 1978/79 erfolgte. Einen markanten Einschnitt stellte zudem der
plötzliche Tod Pfarrer Johann Stuhlers am 22. August 1992 dar. Nach knapp 250
Jahren war es in der Folge nicht mehr möglich, Unternberg wieder mit einem
eigenen Geistlichen vor Ort zu besetzen. Die seelsorgliche Betreuung der Pfarre
erfolgte daher von da an wieder excurrendo, wobei im Unterschied zu den Jahren
vor 1750 die rechtliche Eigenständigkeit des Seelsorgsbezirkes bislang
uneingeschränkt erhalten blieb.
Schließlich kam
es im Zuge der territorialen Neuordnung der Erzdiözese Salzburg mit Rechtswirksamkeit
vom 1. Jänner 2009 zur Umschreibung von Pfarrverbänden. Die Pfarre Unternberg
bildet dabei mit den Pfarren Tamsweg, Ramingstein, Lessach, Thomatal und Seetal
einen solchen Pfarrverband.
Baugeschichte
Auf die Schwierigkeit, die Ursprünge der Pfarrkirche
Unternberg zeitlich näher bestimmen zu können, wurde bereits verwiesen.
Spätestens im Laufe des 15. Jahrhunderts muss es aber an der Stelle der heutigen
Kirche ein Gotteshaus gegeben haben.
Über dessen Größe und Ausstattung lassen sich nur vage
Angaben machen. Jedenfalls dürfte es sich um einen nicht allzu großen Bau
gehandelt haben, zu dem in jedem Fall auch ein Turm gehörte. Der war als Holzkonstruktion
ausgeführt und befand sich im Bereich des Altarraumes. Von der Ausstattung hat
sich neben der Glocke eine gotische Figur des Kirchenpatrons, des Heiligen
Ulrich, erhalten, die den Hochaltar geziert haben dürfte.
Darüber hinaus kam es in unbekannter Zeit zur Errichtung
eines weiteren Altars, der den 14 Nothelfern gewidmet war. 1613 verfügte die
Kirche jedenfalls bereits über zwei Altäre.
Das Jahr 1681 brachte größere bauliche Veränderungen mit
sich. Die Kirche wurde deutlich verlängert und die Mauern auf eine einheitliche
Bauhöhe gebracht. Der hölzerne Turm war baufällig geworden und wurde
abgetragen. An seine Stelle trat nun ein gemauerter Turm, der jetzt an der
Westseite des Gotteshauses positioniert wurde, ohne allerdings aus der Fassade
der Kirche hervorzuspringen.
Kleinere Maßnahmen gelangten 1731 zur Umsetzung. Erstmals
wurde ein zweiter Seitenaltar errichtet und unter das Patronat des Heiligen
Johannes Nepomuk gestellt.
Nur sieben Jahre danach wurde die Kirche neuerlich
verändert. Jetzt entstand der kleeblattförmige Drei-Konchen-Chor des
Presbyteriums. Zusätzlich wurde der bislang bestehende Seitenaltar zu den 14
Nothelfern durch einen neuen Altar ersetzt, der allerdings nun der Gottesmutter
Maria gewidmet wurde. Die unter einem Dach vereinten Bauteile der Sakristei,
des Presbyteriums und des Kirchenschiffs ließen die Kirche in ihrem
Erscheinungsbild auffallend lang werden. Die Empore erstreckte sich beinahe
über die Hälfte des Langhauses, was für den Eindruck des Innenraumes nicht unbedingt
vorteilhaft war.
Die weiteren Veränderungen betrafen vor allem die
Erneuerung und Renovierung der Innenausstattung, die sich in vielen Teilen im
heutigen Altbau erhalten hat. Noch aus dem 17. Jahrhundert stammen die Figuren
der beiden Diözesanpatrone Rupert und Virgil, die sich heute an den Seitenwänden
des ursprünglichen Presbyteriums befinden. Der Hochaltar erhielt seine Fassung
im Jahr 1746, obgleich das Bild, das den Heiligen Ulrich in der Glorie zeigt,
wohl erst etwas später hinzukam. Zwischen den Säulen des Hochaltars stehen
innen die Figuren von vier Aposteln, innen Petrus und Paulus, außen Johannes
und Philippus. Die beiden Seitenaltäre aus den Jahren 1731 und 1738 bieten
einen einheitlichen Aufbau. Der auf der nördlichen Seite zeigt das Gnadenbild
von Maria Plain bei Salzburg, ein Werk des Salzburger Malers Joseph Jaud aus
dem Jahr 1861, sowie im Auszug eine Darstellung der 14 Nothelfer, offensichtlich
eine Anspielung auf den Vorgängeraltar. Der südliche Seitenaltar weist noch das
ursprüngliche Altarbild des Salzburger Hofmalers Jakob Zanusi aus dem Jahr 1731
auf, das den Heiligen Johannes Nepomuk abbildet.
Für das Jahr 1912 lassen sich dann erstmals konkrete
Schritte hin auf einen Um- oder Neubau der Pfarrkirche belegen. In diesem Jahr
gründete sich ein Kirchenbauverein. Trotzdem scheint die Sache nicht recht in
Schwung gekommen zu sein.
Daher versuchte Pfarrer Rudolf Neumann 1917 das Unternehmen
mit neuem Nachdruck zu betreiben.
Die schwierigen Verhältnisse in den Jahren nach dem Ersten
Weltkrieg mögen das Ihre dazu beigetragen haben, dass die Entwicklung neuerlich
einen anderen Verlauf nahm. Um die Kriegsverluste auszugleichen, ließ die
Pfarre 1922 von der Firma Ulrich & Weule in Apolda vier neue Eisenhartgussglocken
gießen. Da der bestehende Kirchturm aus statischen Gründen das neue Geläute
nicht aufnehmen konnte und ein Neubau des Turmes finanziell nicht zu
bewerkstelligen war, errichtete man 1923 im Bereich des Friedhofes eine
hölzerne Behelfskonstruktion, die vorübergehend das Geläute aufnehmen sollte.
Als nächster Schritt erfolgte 1930, noch immer unter
Pfarrer Neumann, die Wiederaufnahme der Pläne für einen Neubau der Kirche. Die
wirtschaftlich schwierigen Zeiten zwangen letztlich dazu, den Gedanken an einen
völligen Neubau wieder fallen zu lassen. Das von kirchlichen und staatlichen
Stellen 1932 letztlich favorisierte Konzept Strohmayers sah daher vor, das
Presbyterium und die Sakristei zu erhalten. Das Kirchenschiff sollte neu
errichtet werden und dabei durch die Halbierung der Mauerstärke zusätzlicher
Innenraum gewonnen werden. An der Südseite der Kirche war die Errichtung eines
neuen Kirchturmes vorgesehen.
Obwohl Pfarrer Rudolf Neumann 1938 angesichts
fortgeschrittener Baumängel auf den dringend gegebenen Handlungsbedarf verwies,
verzögerten die folgenden Kriegsjahre alle weiteren Maßnahmen.
Offensichtlich sah man danach vorerst in der alleinigen
Errichtung eines neuen Kirchturms ein leichter erreichbares Zwischenziel. Nach
Plänen des Architekten Otto Prossinger kam es daher in den Jahren 1949 bis 1951
an der Nordseite des Presbyteriums zum Bau eines neuen Turms. Zum Spatenstich
weilte sogar der damalige Bundeskanzler Leopold Figl in Unternberg. Nach dem Abschluss
der Bauarbeiten verfügte die Kirche in der Folge für dreizehn Jahre über zwei
Türme, da der alte Westturm erst 1964 abgetragen wurde.
Wieder mehr als ein Jahrzehnt später fiel 1975 die
endgültige Entscheidung für einen weitgehenden Neubau der Kirche. Das
Bundesdenkmalamt verfügte, wie bereits mehr als vier Jahrzehnte vorher im
Konzept Strohmayers angedacht, den Erhalt des Presbyteriums und der Sakristei.
1977 erfuhr der Plan des Architekten Heinz Tesar die Bewilligung durch die
zuständigen kirchlichen und staatlichen Behörden. In den Jahren 1978/79 wurde
daher das alte Kirchenschiff diagonal angeschnitten, teilweise abgetragen und
in einen quadratischen Raum umgestaltet. Am Übergang zum Altbau, der
gegebenenfalls mittels einer großen Schiebetüre abgetrennt werden kann, wurde
der Zelebrationsaltar positioniert. Die Kirchenbänke wurden in drei Blöcken auf
den Altar hin ausgerichtet. Zur künstlerischen Ausgestaltung des Neubaus war
ursprünglich ein großflächiges, aber abstraktes Bild des Künstlers Wolfgang
Hollegha mit dem Titel „Freude, Licht und Hoffnung“ vorgesehen. Die dadurch
hervorgerufenen äußerst widersprüchlichen Reaktionen in der Bevölkerung führten
jedoch dazu, dass das Bild bereits kurz nach der Einweihung der Kirche wieder
abgenommen und nach Salzburg abgegeben wurde. An seiner Stelle wurde 1984 ein
aus dem 12. Jahrhundert stammendes romanisches Kreuz angebracht, eine Leihgabe
des Prodingerbauern in Tamsweg. Mit Baukosten von 10,6 Millionen Schilling
konnte die umgebaute Kirche am 1. Juli 1979 von Erzbischof DDr. Karl Berg
eingeweiht werden.
Nebengebäude
In unmittelbarer Umgebung der Pfarrkirche finden sich zwei weitere
kirchliche Gebäude:
Südlich der Pfarrkirche steht im Zugangsbereich des Friedhofes
die Allerseelenkapelle, die auf eine Initiative des Wirtes Paul Kocher
erbaut und 1762 benediziert wurde.
Der östlich der
Kirche gelegene Pfarrhof wurde unmittelbar nach der Errichtung des Vikariats im
Jahr 1750 erbaut.
Die Kapelle in
Schloss Moosham, die von 1764 bis 1790 über einen eigenen Schlosskaplan
verfügte, befindet sich in Privatbesitz. Regelmäßige
Gottesdienste finden dort gegenwärtig nicht statt, womit diese in der
Ortsgeschichte wichtige Stätte geistlichen Lebens heute bedauerlicherweise weitgehend
brach liegt.